Josua 1, 5b: Gott spricht: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.

Bist du noch so klein, deine Taten scheinbar unwichtig. Bedenke: Das Gewicht von Nichts oder: Du bist wichtig

Sag, wie schwer ist eine Schneeflocke, fragte ein Sperling eine wilde Taube. Nicht mehr als nichts, war die Antwort.

Dann, meinte der Sperling, muss ich dir eine wunderbare Geschichte erzählen: Ich saß auf dem Ast einer Tanne, nahe dem Stamm, als es zu schneien anfing. Nicht sehr, nicht wie in einem Sturm. Nein, so wie in einem Traum, ohne Spur von Heftigkeit. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die sich auf den Zweigen und den Nadeln meines Zweiges festsetzten. Ihre Zahl war genau 3 741 952. Als die nächste Schneeflocke auf den Ast fiel – nicht mehr als nichts, wie du sagst – brach der Ast ab. Nachdem er dies gesagt hatte, flog der Sperling davon.
Die Taube, die seit Noahs Zeiten als Autorität auf diesem Gebiet gilt, dachte eine Weile über diese Geschichte nach und sagte schließlich zu sich selbst: Vielleicht fehlt nur noch die Stimme eines einzigen Menschen, dass es Licht wird auf unserer Welt.

Könnte es sein, dass Deine Stimme die entscheidende Schneeflocke ist?

Gott will dich gebrauchen. Du kannst die Welt verändern.

Die weisse Feder / Eine Geschichte zum Nachdenken

Eine verzweifelte Frau kniet sich in ihrem Wohnzimmer auf den Teppich und faltet ihre zitternden Hände. "Gott", betet sie: "Ich weiss nicht mehr weiter. Wie soll ich meine drei Kinder weiter versorgen? Das bisschen Geld, was ich zur Verfügung habe, reicht einfach nicht aus für Alle. Wir haben schon Tage nicht mehr richtig gegessen. Kannst du mir nicht helfen? Ich brauche eine Arbeit, aber so sehr ich mich bemühe - ich finde keine. Lasse ein Wunder geschehen".

Dann betet sie das Vater Unser.

Zur gleichen sitzt ein verzweifelter Mann auf seinem Sofa. Er hat seine zitternden Hände vor sein Gesich gelegt. "Gott", betet er: "Ich weiss nicht mehr weiter. Meine Schulden lasten von Tag zu Tag schwerer auf meinen Schultern. Sie erdrücken mich. Meine Familie leidet unter diesem Druck und bevor ich sie verliere, werde ich meinem Leben selbst ein Ende setzen. Ich habe auf ein Wunde gehofft, doch leider vergeblich".

Dann betet er das Vater Unser.

Ein sehr wohlhabender Mann sitzt in seinem Auto. Er ist auf Geschäftsreise. Mit zittrigen Händen hält er das Lenkrad fest umklammert. In derselben Zeit, wo der Mann und die Frau beten, beginnt auch er zu sprechen. "Gott", betet er: "Ich habe meine Ziele im Leben erreicht. Besitze Häuser und habe viel Geld. Eine Familie, der es an Nichts fehlt. Warum betrügt meine Frau mich dann mit einem andern Mann? Jetzt kann ihr nur noch ein Wunder helfen".

Dann betet er das Vater Unser.

In derselben Minute stirbt eine alte Frau. Der Ehemann nimmt ihre runzligen Hände in die seinen. "Gott", betet er: "Öffne deine Tore und lasse sie eintreten. Sie war eine Kämpferin im Leben. Mit ihr habe ich soviel erreicht. Durch jedes Tal ist sie mit mir gegangen. Ich danke dir, dass sie die Früchte unserer Ernte so lange mit mir geniessen durfte".

Dann betet er das Vater Unser.

In der kommenden Nacht träumen die Frau und die beiden Männer den gleichen Traum. Sie verlassen ihre schafenden Körper und schweben auf einen Engel zu. Der Engel umfängt sie mit seinen Flügeln und wärmt ihre gequälten Seelen. Dann öffnet er seine Flügel weit un beginnt zu sprechen:

"Wir haben eure Gebete gehört. Sagt mir, wie sehen Wunder für euch aus? Wenn wir eure Wünsche erfüllen, ist es dann ein Wunder was geschehen ist? Oder wollt ihr nur ein leichtes Leben?

Er wendet sich der Frau zu: "Du jammerst, dass ihr nicht genug zu essen habt. Dein Geld reicht nicht und Arbeit bekommst du auch keine. Jetzt betest du um ein Wunder".

Die Frau nickt traurig mit dem Kopf. "So ist es ja auch", weint sie.

"Und deine Kinder?", fragt der Engel leise, "was wünschen sie sich?"

Die Frau weiss es nicht. Sie hatte ihre Kinder noch nie gefragt, was sie sich wünschen. Ob sie glücklich waren oder ob sie etwas vermissten.

Der Engel streichelt über ihre Wange. "Sie sind glücklich, weil du bei ihnen bist", tröstet er sie. "Aber auch ängstlich, weil sie deine ewige Sorge spüren. Und das jeden Tag. Merkst du nicht, dass es in deinen Händen liegt, dein Schicksal zu drehen? Glaube an dich und deine Wünsche, arbeite an ihnen und lasse dich nicht so schnell entmutigen. Lebe ihnen das Positive vor. Zeige ihen den Weg, den sie später einschlagen sollen. Lasse sie sehen, dass man Alles erreichen kann, wenn man nur daran glaubt. Dann hast du ein Wunder vollbracht.

Dann wendet er sich dem wohlhabenden Mann zu: "Warum kann deiner Frau nur noch ein Wunder helfen?", fragt er ihn ernst. "Was hat sie getan und was hast du vor? Willst du ihr etwas antun? Warum?

Der Mann wird wütend: "Ich habe ihr Alles gegeben. Es fehlt ihr an gar nichts, und trotzdem betrügt sie mich. Das habe ich nicht verdient".

Der Engel nimmt die Hand des Mannes. "Was fühlst du?" fragt er ihn.

Der Mann versucht, die Hand des Engels abzuschütteln, aber es will ihm nicht gelingen.

"Was fühlst du?", fragt der Engel ihn noch einmal.

"Deine Hand", antwortet der Mann zornig, "was soll ich sonst wohl fühlen?"

Der Engel drückt nun fester zu. "Was noch?", fragt er ihn wieder, "denn es ist nicht nur eine Hand".

Der Mann lässt seine Schultern fallen und stöhnt gequält auf. "Wärme spüre ich und Kraft", antwortet er leise. "Ruhe und Geborgenheit".

Der Engel lächelt. "Und?", will er wissen, "wie fühlt sich das an?"

Der Mann lächelt nun auch. "So gut", antwortet er dem Engel. "So gut". "Ich verstehe, was du mir sagen willst", fährt er fort. "Meine Gedanken haben sich nur um Geld und Wohlstand gedreht. Es Hat mich innerlich tot für das Leben gemacht. Ich habe vergessen, zuzuhören und zu sehen. Habe genommen, aber nich gegeben. Es ist nicht ihre Schuld, sondern meine".

Der Engel nickt zustimmend. "Das wahre Glück, mein Lieber, findest du nur bei einem Menschen, der dich liebt", muntert er ihn auf. "Es ist nie zu spät, das zu erkennen. Verzeih ihr, dass sie die Liebe gesucht hast, die du dir versagt hast".

Der Mann nickt. "Habe ich denn eine Chance, dass sie mir verzeiht?", fragt er den Engel zerknirscht.

Der Engel schlägt mit seinen Flügeln. "Zeige ihr, wie wunderbar du sein kannst", antwortet er ihm. "Erschaffe dein eigenes Wunder. Verzeihe dir selber und glaube an die, die dich brauchen und lieben.

Der wohlhabende Mann hat verstanden und bedankt sich bei dem Engel.

Dieser wendet sich nun dem Vezweifelten zu: "Du hast viele Schulden und überlegst, aus dem leben zu scheiden", beginnt er. "Angst hast du, dass deine Familie dem Druck nicht gewachsen ist. Und weil du sie nicht verlieren willst, verlässt du sie lieber".

Der Verzweifelte schüttelt den Kof. "Ich habe Angst, dass sie in mir den Verlierer sehen. Dass sie mich auslachen und mich verachten", antwortet er dem Engel. "Wenn ich nicht mehr bin, werden sie nicht so von mir denken. Sie werden trauern und mich irgendwann vergessen".

Der Engel wird wütend. "Was werden sie vergessen?", fragt er ihn zornig. "Dass du sie schmählich im Stich gelassen hast? Bist du sicher, dass sie um dich trauern werden?"

Der Verzweifelte kann nicht fassen, wie der Engel mit ihm spricht. Was meinte er bloss? Verständnislos sieht er den Engel an. "Ich meine es doch nur gut", sagt er daher kleinlaut.

Der Engel fasst ihn an die Schultern und rüttelt ihn heftig. "Wenn Jeder, der in Schwierigkeiten steckt, diesen Weg wählen würde", sagt er eindringlich, "hätte der Himmel viel zu tun. Du wählst diesen Weg, weil du es bist, der nicht nochmal von vorne anfangen will. Es ist dir zu mühselig".

Der verzweifelte Mann gibt dem Engel einen Stoss. "Das glaubst nur du", schreit er ihn an. Ich habe meine Arbeit verloren. Was wird mit unserm Haus? Mit den Kindern? Ihre Freunde werden sie ausschliessen. Und nur, weil wir Alles verlieren werden".

Nun gibt der Engel ihm einen gewaltigen Schubs: "Hast du das deinen Kindern beigebracht?", schreit er aufgebracht. "Dass sie nur die schätzen sollen, die sich Alles leisten können? Stumpfe, lächerliche und nichtssagende Werte. Dann bist du ihr Totengräber, denn irgendwann werden sie dir folgen".

Der Mann sinkt auf die Knie und weint erbärmlich. "Aber so ist das Leben", antwortet er schluchzend.

Der Engel hat nun doch Mitleid mit ihm und hilft dem Verzweifelten auf.

"So kann das Leben nicht sein", antworte er ihm milde. "Nicht wir, sondern ihr habt es zu einem Kampf gemacht. So sind euch die wirklichen Werte, die das Leben ausmachen, abhanden gekommen. Immer mehr von euch bitten um Wunder. Und warum? Weil ihr euch Alle nach etwas Anderm sehnt. Ihr wollt diese Hektik nicht mehr. Diesen Stress, der euch hin und her hetzen lässt. Eure Augen öffnen sich langsam wieder. Aber in Gedanken fühlt ihr euch allein gelassen. Dabei könnt ihr zusammen viele Wunder erschaffen". Der Engel gähnt. "Feiglinge seid ihr".

Der Verzweifelte reicht dem Engel die Hand. "Dann mache ich den Anfang", sagt er dankbar. "Ich will kein Feigling sein und auch nicht der Totengräber meiner Kinder. Du hast Recht, die eigentlichen Werte sehen anders aus. Wir werden bei Null anfangen müssen. Aber das macht nun Nichts mehr. Ich freue mich, wenn wirkliche Freunde nun mein Leben bereichern".

Der Engel legt seinen Arm um ihn: "Und schon ist das Wunder geschehen", lacht er.

Der Engel breitet noch einmal seine Flügel aus: "Trotzdem ist es traurig, dass Glück und Unglück von einem Stück Papier und ein paar Münzen abhängig ist", sagt er nachdenklich. "Glaubt es oder glaubt es nicht, es geht auch anders".

"Aber da ihr um Wunder gebeten habt, will ich euch eins geben. Ein ganz Kleines, mit grosser Wirkung".

Der Engel schüttelt sein Federkleid, und eine kleine, flauschige, weisse Feder schwebt sacht zu Boden.

"Wenn ihr mal wieder ins Straucheln kommt und anfangt zu zweifeln", sagt er zu ihnen, "dann achtet auf eine kleine, weisse Feder. Sie kann überall sein. Auf der Strasse könnte sie liegen. An eurer Kleidung haften oder auf der Fensterbank. Ganz egal, wo ihr sie findet, sie wird euch an das erinnern, was ihr wirklich wollt. Nur, ihr dürft das Hinsehen nicht vergessen".

Neben ihnen leuchtet plötzlich ein helles Licht. Es umgibt eine alte Frau, die langsam auf sie zukommt. Der Engel nimmt ihre Hand und zieht sie an seine Lippen.

"Da bist du ja", begrüsst er sie. "ich habe schon auf dich gewartet. Es ist lange her, nicht wahr?"

Die alte Frau nickt freundlich: "Ja",antwortet sie. Es ist lange her. Aber ich habe deinen Rat befolgt. Mein Leben war erfüllt von Liebe. Von den kleinen Hürden reden wir erst gar nicht. Es hat sich gelohnt, zu leben, zu glauben und zu kämpfen. Nun komme ich zu dir zurück und sage nochmal Danke. Die weisse Feder hat mein Leben verändert. Ich habe es genossen".

Der Engel nimmt die alte Frau auf seine Arme. Dann breitet er seine Flügel aus. Doch bevor er mit ihr davonfliegt, derht er sich noch einmal um: "Wir sehen uns", ruft er ihnen zu und erhebt sich in die Lüfte.
 
Eine Geschichte von Monika Litschko

Spuren hinterlassen

Es war einmal ein Vater, der zwei Söhne hatte. Je älter und gebrechlicher er wurde, desto mehr dachte er über sein Leben nach. Und manchmal kamen ihm Zweifel, ob er seinen Söhnen wohl das Wichtigste für ihr Leben weitergegeben hatte. Weil ihm diese Frage nicht losließ, beschloss der Vater seine Söhne mit einem besonderen Auftrag auf eine Reise zu schicken. Er ließ sie zu sich kommen und sagte: "Ich bin alt und gebrechlich geworden. Meine Spuren und Zeichen werden bald verblassen. Nun möchte ich, dass Ihr in die Welt hinaus geht und dort Eure ganz persönlichen Spuren und Zeichen hinterlasst."
Die Söhne taten, wie ihnen geheißen und zogen hinaus in die Welt. Der Ältere begann sogleich eifrig damit, Grasbüschel zusammenzubinden, Zeichen in Bäume zu schnitzen, Äste zu knicken und Löcher zu graben, um seinen Weg zu kennzeichnen.
Der jüngere Sohn jedoch sprach mit den Leuten, denen er begegnete, er ging in die Dörfer und feierte, tanzte und spielte mit den Bewohnern. Da wurde der ältere Sohn zornig und dachte bei sich: "Ich arbeite die ganze Zeit und hinterlasse meine Zeichen, mein Bruder aber tut nichts."
Nach einiger Zeit kehrten sie zum Vater zurück. Der nahm dann gemeinsam mit seinen Söhnen seine letzte und beschwerliche Reise auf sich, um ihre Zeichen zu sehen.
Sie kamen zu den gebundenen Grasbüscheln. Der Wind hatte sie verweht und sie waren kaum noch zu erkennen. Die gekennzeichneten Bäume waren gefällt worden und die Löcher, die der ältere der beiden Söhne gegraben hatte, waren fast alle bereits wieder zugeschüttet. Aber wo immer sie auf ihrer Reise hinkamen, liefen Kinder und Erwachsene auf den jüngeren Sohn zu und freuten sich, dass sie ihn wiedersahen und luden ihn zum Essen und zum Feiern ein. Am Ende der Reise sagte der Vater zu seinen Söhnen: "Ihr habt beide versucht, meinen Auftrag, Zeichen zu setzen und Spuren zu hinterlassen, zu erfüllen. Du, mein älterer, hast viel geleistet und gearbeitet, aber deine Zeichen sind verblichen. Du, mein jüngerer, hast Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Diese bleiben und leben weiter."
Aus Afrika

Die Turmuhr


Auf einem hohen Turme in einer Stadt dieser Zeit ließ ein Herzog eine prachtvolle Uhr aufrichten. Da der Turm achteckig war, so ließ er an jeder der acht Flächen, die natürlich zwischen die acht Ecken fielen, ein Zifferblatt machen, auf daß jedermann von allen möglichen Punkten aus die Stunden bemerken, sehen und sich überzeugen könne, um die wievielte Tagesstunde, Minute und Sekunde es sei.
Nebst der genauesten Zeiteinteilung von der Stunde bis zur Sekunde zeigte die Uhr aber auch das monatliche Tagesdatum, den Stand des Mondes und auch den Stand der anderen Planeten, sowie die tägliche Dauer des Lichtes vom Aufgange bis zum Niedergange der Sonne, und danebst auch die vier Jahreszeiten, - aber natürlich alle diese besonderen astronomischen Daten auf eigenen, unter dem Hauptuhrblatte angebrachten astronomischen Zifferblättern.
Nebst all dem aber, was diese Uhr auf ihren Zifferblättern zeigte, hatte sie auch ein ganz vortreffliches Stunden- und Viertelstundenschlagwerk und dabei auch noch ein allerreinstes Glockenspielwerk - und für all diesen überaus kompliziert künstlichen Mechanismus nur ein einziges Triebgewicht; kurz und gut, diese Uhr suchte vergeblich ihresgleichen irgendwo in der ganzen gebildeten Welt! Allein daran liegt nichts, auch daran nicht, daß sie einen so verschiedenen Dienst so überaus richtig verrichtete; aber daß da alle diese unter sich sehr verschiedenen Verrichtungen nur von einem und demselben Triebgewichte in die zweckdienlichste Bewegung gesetzt wurden, das war das eigentliche Wunderbare bei dieser Uhr.
Als ein Fremder in diese Stadt kam, da fiel ihm die also ersichtliche Uhr wohl zuerst auf, und er fragte den nächsten besten, wie viele Triebfedern und Gewichte wohl etwa diese Uhr habe. Als man ihn beschied: "Nur eines!", da ward er völlig verblüfft und ungläubig und sprach: "Das ist eine Unmöglichkeit! So viele und so verschiedene Verrichtungen und nur eine Triebkraft!? Nein, nein, das geht nicht, das ist unmöglich!"
Wieder kam ein anderer von der Fremde und besah die Uhr und verwunderte sich über und über, als man ihm erklärte, was die Uhr alles verrichte. Er meinte, es müsse da ein jedes Zifferblatt ein eigenes Triebwerk haben, wodurch der Turm natürlich von lauter verschiedenen Uhren angestopft sein müßte. Als man ihm aber erklärte, daß da nur ein einziges Triebwerk all die Zeiger bewege, ward er völlig aufgebracht, da er meinte, daß man sich ob seiner Unwissenheit mit ihm nur einen Spaß erlaube, und er ging von dannen und erkundigte sich nicht weiter um dies Uhrwerk.
Und wieder kam ein anderer aus der Fremde und bewunderte diese Uhr und fragte nach dem Meister derselben und man gab ihm zur Antwort: "Der Meister dieser Uhr war ein ganz schlichter Landmann, und es ist nicht gewiß, ob er des Lesens und Schreibens kundig war!"
Diese richtige Antwort brachte den Fremden in eine förmliche Wut, daß er darob schwieg und bald ging, weil er nicht gekommen sei, um sich da für einen blöden Narren auf eine so plumpe Art schelten zu lassen. Und so kamen noch eine Menge und fragten wie die ersten; als man sie aber näher in die Geheimnisse dieses Kunstwerkes einweihen wollte, da wurden sie alle ärgerlich und sprachen: "Bis wir das mit eigenen Augen gesehen haben, können wir es nicht glauben!"
Und siehe, man führte sie in den Turm. Als sie aber da das nahezu zahllose Räderwerk, die vielen Hebel, Zylinder, Haken, Stangen und noch tausend andere mechanische Vorrichtungen und Verbindungen erblickten, da wurden sie förmlich unsinnig und sprachen und schrieen: "Wer kann dieses Werk durchschauen und begreifen? Das kann kein Mensch gemacht haben! Da gehören hundert Menschenalter dazu, um nur die Bestandteile dieses Werkes abzuzählen, geschweige erst zu machen!" - Und all diese Fremden gingen ganz unsinnig von dannen.
Nur wenige ließen sich über die Richtigkeit dieses Werkes belehren, obwohl den wenigen Besseren der zu schlichte und unwissenschaftlich gebildete Werkmeister ein Stein des Anstoßes blieb - mehr oder weniger. Was wohl lehret dieses Bild? Was ist dessen innerer, geheimer Sinn? - Darüber denke jeder ein wenig nach und übe sich also im Aufsuchen der inneren Wahrheiten und entdecke darin so viel, als ihm möglich ist, bis seiner Zeit die vollkommene Löse gegeben werden wird! Amen.
(Die Erde)

Gebrauchsanleitung für die Liebe
Der folgende Text ist ein fiktiver Dialog zwischen einem Kundenberater und einer Kundin.


Kundenberater: Können Sie LIEBE installieren?
Kundin: Ich glaube schon. Ich bin zwar technisch nicht so begabt, aber ich bin jetzt bereit, mit der Installation zu beginnen. Was mache ich zuerst?
Berater: Als erstes öffnen Sie HERZ. Haben Sie Ihr HERZ schon gefunden?
Kundin: Ja, hab ich, aber da laufen im Moment noch mehrere Programme. Kann ich trotzdem mit der Installation beginnen?
Berater: Welche Programme laufen denn gerade?
Kundin: Moment, ich schau mal nach. Momentan laufen gerade ALTEVERLETZUNG.exe, WENIGSELBSTACHTUNG.exe, GROLL.exe und VERSTIMMUNG.com.
Berater: Kein Problem. LIEBE wird die ALTEVERLETZUNG.exe automatisch aus Ihrem jetzigen System entfernen. Es kann zwar sein, dass sie im permanenten Speicher bleibt, aber sie wird andere Programme nicht mehr stören. LIEBE wird mit der Zeit auch die WENIGSELBSTACHTUNG.exe überschreiben, und zwar mit ihrem eigenen Modul HOHESELBSTACHTUNG.exe. Allerdings müssen Sie die GROLL.exe und die VERSTIMMUNG.com komplett löschen. Diese Programme verhindern, dass LIEBE.exe richtig installiert wird. Können Sie die jetzt löschen?
Kundin: Ich weiß nicht, wie das geht. Könnten Sie mir behilflich sein?
Berater: Ja, gern. Gehen Sie in Ihr Startmenü und lassen Sie VERGEBUNG.exe laufen. Das machen Sie so oft, bis GROLL.exe und VERSTIMMUNG.com total gelöscht sind.
Kundin: Alles klar, hab' ich gerade gemacht. LIEBE hat nun angefangen, sich automatisch selbst zu installieren. Ist das normal?
Berater: Ja, ist es. Sie müssten eigentlich eine Meldung erhalten, die besagt, dass LIEBE sich um das Leben Ihres HERZens willen selbst installiert. Sehen Sie eine solche Meldung?
Kundin: Ja. Ist die Installation jetzt fertig?
Berater: Ja, aber denken Sie daran, dass Sie bisher nur die Basis-Version des Programms haben. Sie müssen jetzt noch anfangen, sich mit anderen Herzen zu verbinden, damit Sie die Upgrades bekommen können.
Kundin: Huch... Ich habe schon eine Fehlermeldung! Was soll ich machen?
Berater: Was besagt die Meldung?
Kundin: Da steht "FEHLER 412 - PROGRAMM LÄUFT NICHT AUF DEN INNEREN KOMPONENTEN." Was bedeutet das?
Berater: Machen Sie sich keine Sorgen, das ist ein weit verbreitetes Problem. Es bedeutet, dass LIEBE im Setup darauf eingestellt ist, auf externen HERZen zu laufen, aber auf Ihrem eigenen HERZ noch nicht gelaufen ist. Das ist eins dieser komplizierten Programmierungsprobleme, aber in normalen Worten ausgedrückt heißt das einfach: Sie müssen LIEBE auf Ihrem eigenen Gerät benutzen, bevor sie auf anderen Geräten eingesetzt werden kann.
Kundin: Ah, was soll ich also tun?
Berater: Können Sie ein Verzeichnis finden mit dem Titel "SELBSTAKZEPTANZ"?
Kundin: Ja, das habe ich hier.
Berater: Ausgezeichnet, Sie werden ja langsam ein Profi.
Kundin: Danke schön.
Berater: Bitte klicken Sie nun die folgenden Dokumente an und kopieren Sie sie in das "MEINHERZ"-Verzeichnis: VERGEBUNG.doc, SELBSTACHTUNG.doc, SELBSTWERT.txt und FREUNDLICHKEIT.doc. Das System wird alle Dokumente überschreiben, die in eventuellem Konflikt stehen könnten und dann damit anfangen, alle falschen Programmierungen auszubessern. Was Sie auch unbedingt von Ihrer Festplatte und aus allen Verzeichnissen löschen müssen, ist die SELBSTKRITIK.exe. Und dann müssen Sie unbedingt Ihren Papierkorb leeren, um sicherzugehen, dass diese Exe auf jeden Fall weg ist und nicht wieder irgendwo auftaucht.
Kundin: Fertig. HEY! Mein HERZ fängt jetzt an, sich mit echt netten Dokumenten zu füllen. Im Moment läuft LÄCHELN.MPG auf meinem Monitor, und das System zeigt an, dass sich gerade WÄRME.com, FRIEDEN.exe und ZUFRIEDENHEIT.com selber über mein gesamtes HERZ kopieren.
Berater: Ok, in diesem Fall ist LIEBE installiert und läuft auch. Von hier aus müssten Sie nun eigentlich allein zurechtkommen. Eine Sache noch, bevor ich auflege...
Kundin: Ja?
Berater: LIEBE ist Freeware. Bitte sorgen Sie dafür, dass Sie LIEBE und ihre verschiedenen Module an jeden weitergeben, dem Sie begegnen. Diese Leute werden das Programm dann wieder anderen weitergeben, und Sie werden mit der Zeit einige sehr schöne Module von den anderen zurückerhalten.
Kundin: Das werde ich tun. Danke für Ihre Hilfe.
Berater: Bitte, sehr gern geschehen.

Ein bewunderungswerter Bauplan

 

Ein Millionär, der meinte, dass für sein Geld alles möglich sei, beauftragte einen Architekten mit folgender Aufgabe:
"Sie sollen für mich einen Turm bauen, der einen Durchmesser von 4 m hat. Darin müssen Treppen und Gänge, Wasserleitung und Materialaufzüge eingebaut werden. Die Wände dürfen nur einen halben Meter dick sein. Die Höhe des Turmes aber muss 1500 m betragen. Er muss sich nach allen Seiten biegen können, und in seiner Spitze soll eine chemische Fabrik eingebaut werden.
Wie weise der Mensch auch ist, so würde er doch nicht imstande sein, so etwas zu bauen.
Aber es gibt einen "Turm", dessen Höhe tatsächlich 400 mal größer ist als sein Durchmesser. Dieser "Turm" ist der Roggenhalm.
Seine Wand ist nur einen halben Millimeter dick, während sein Durchmesser vier Millimeter beträgt, und seine Höhe 1,5 Meter.
In den Rippen des Halms finden sich Treppen und Gänge.
Aufzüge für Nährmittel und Leitungen für das Wasser sind vorhanden. An der Spitze des Halms, in der Ähre, befindet sich eine chemische Fabrik, in der das Mehl für das Brot des Menschen in Form von Körnern hergestellt und gespeichert wird.
So werden Milliarden von Ähren zum Zeugnis von der Größe und Güte Gottes.

Adler oder Muschel

Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, begann er damit die Lebewesen zu entwickeln. Als erstes erschuf er die Muschel. Die Muschel hatte ein recht langweiliges Leben. Den ganzen Tag filterte sie Wasser. Den ganzen Tag hieß es für sie also "Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf ..."
Dann erschuf Gott den Adler. Er gab dem Adler die Freiheit, mit seinen weiten Schwingen über Berge, Meere und Täler zu fliegen. Aber Gott übertrug dem Adler auch die Verantwortung für seine Jungen.
Dann erschuf Gott den Menschen. Erst brachte er ihn zu der Muschel "Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf; Klappe zu" und dann zum Adler, der frei über den Klippen schwebte und für seine Jungen das Futter erjagen musste.
Und der Mensch sollte sich entscheiden, welches Leben er führen will.
Tatsächlich stehen wir auch heute noch vor der gleichen großen Entscheidung: Wollen wir das Leben der Muschel oder wählen wir das Leben des Adlers?

Die kleine Schraube

 

Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit vielen anderen ebenso kleinen Schrauben zwei große Stahlplatten miteinander verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen Ozean, etwas lockerer zu werden und drohte herauszufallen.
Da sagten die nächsten Schrauben: "Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch." Und die Nägel unten am Schiffskörper sagten: "Uns wird es auch zu eng, wir lockern uns auch ein wenig."
Als die großen stählernen Rippen das hörten, riefen sie: "Bitte, bitte bleibt doch, denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann ist es um uns geschehen!"
Und das Gerücht von der kleinen Schraube verbreitete sich blitzschnell durch den ganzen riesigen Körper des Schiffes. Er ächzte und erbebte in allen Fugen.
Da beschlossen die sämtlichen Rippen und Platten und Schrauben und auch die kleinsten Nägel eine Botschaft an die kleine Schraube zu senden, sie möchte doch bitte bleiben; denn sonst würde das ganze Schiff bersten und keiner von ihnen die Heimat erreichen.
Das schmeichelte der kleinen Schraube, dass ihr solch große Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ allen sagen, sie wolle sitzen bleiben.

 

Pass auf, was du sprichst

Zu einem weisen Mann kam einst eine Frau, die über die Menschen in ihrer Umgebung viel zu klatschen hatte. Von jedem wusste sie etwas zu berichten und immer nur schlechte Dinge.
Der weise Mann hörte sich alle Verleumdungen und Lügen eine Zeitlang an. Dann sagte er zu der Frau: "Geh auf die Wiese und nimm eine Pusteblume, puste die kleinen, federleichten Samenkörner in alle Windrichtungen und dann komm wieder zu mir zurück."
Die Frau schaute den weisen Mann ganz verdutzt an, gehorchte aber und pustete den Samen über das Feld. Der Wind trieb die kleinen Samenkörner weit über das Land.
Als die Frau zu dem weisen Mann zurückkam, sagte er zu ihr: "Nun habe ich noch einen Wunsch, geh noch einmal auf die Wiese und sammle alle Samenkörner wieder ein." -
"Das ist unmöglich, guter Herr!" rief die Frau erschrocken.
"Ja", sagte der weise Mann, "Gott, der Herr, wird jedes unnütze Wort, das aus deinem Munde kommt, richten. Wenn man schlechte Dinge über seine Mitmenschen erzählt, ist es auch unmöglich, den ausgestreuten, bösen Samen wieder einzufangen!"

Die eingemauerte Bibel
Als es den St.Gotthard-Tunnel noch nicht gab, mußten alle Reisenden von Italien nach der Schweiz
und umgekehrt zu Fuß über den St.-Gotthard-Paß gehen. Das nahm viel Zeit in Anspruch.

Man ging oft in Gruppen. So zog auch eine Gruppe von Maurern nach der Schweiz,
weil sie dort mehr Geld verdienen konnten.

Unter ihnen war ein junger Mann, namens Antonio, der auf der Reise mit einer älteren Dame ins Gespräch kam,
die ihm von Jesus erzählte. Antonio wollte nichts davon wissen.

Die Dame bot Antonio eine schöne, in Leder gebundene Bibel zum Geschenk an. Er nahm sie mit,
aber gelesen hat er nicht darin.
Bei seiner Arbeitsstelle in Glarus angekommen, musste er bei dem Bau eines großen Hauses mithelfen.

Dabei spottete und fluchte er lustig mit, wenn seine Kameraden es taten.
Beim Verputzen einer Mauer sah er ein Loch, das noch zugemauert werden musste.

Plötzlich fiel ihm die Bibel ein, die er in seinem Rucksack hatte und er sagte zu seinen Kameraden:
"Passt auf, ich weiß jetzt einen schönen Spass.
Seht her, hier hab ich eine Bibel, die versteck ich in dieses Loch."

Die Bibel ging knapp hinein und der Einband wurde etwas beschädigt:
"Siehst du wohl, jetzt noch Mörtel davor", so sagte Antonio, "jetzt will ich doch einmal sehen,
ob der Teufel die Bibel wieder herauskriegt!"

Ein paar Wochen später zog Antonio über die Berge wieder in seine Heimat zurück.

Im Jahr 1861, am 10. Mai, wütete in Glarus ein großer Brand, 490 Gebäude brannten völlig nieder.
Die ganze Stadt war eine schreckliche Ruine, aber sie sollte wieder aufgebaut werden.

Ein Maurerpolier aus Norditalien, Johannes mit Namen, hatte den Auftrag, ein noch neues Haus,
das teilweise eingestürzt war, zu untersuchen. Er klopfte mit seinem Hammer hier und da
an eine der stehengebliebenen Wände und plötzlich fiel ein Brocken Mörtel herunter.

Zu seinem Erstaunen fand er ein Buch, das in die Mauer eingeklemmt war. Er zog es heraus.
Eine Bibel... Wie kam die hierher? Das war doch sonderbar, denn er hatte schon mal eine gehabt;
aber die hatte man ihn abgenommen. "Das soll mir diesmal nicht passieren", dachte er.

Johannes fing in seiner Freizeit an, fleißig in der Bibel zu lesen; er verstand zwar nicht längst alles,
nur die Evangelien teilweise und die Psalmen. Aus ihnen lernte er beten.

Und es dauerte gar nicht lange, bis er begreifen konnte, dass er ein Sünder war, aber auch,
dass Gott ihn lieb hatte und dass er durch den Glauben an Jesus Vergebung der Sünden empfangen konnte.

Als er im Herbst wieder in seine Heimat und zu seiner Familie zurückkehrte, erzählte er,
überall wohin er kam mit großer Freude von seiner Errettung.

In seiner Freizeit ging er mit einem Koffer voller Bibeln in die Dörfer der Umgebung,
um die Frohe Botschaft von Jesus dem Retter, zu verbreiten.

So kam er auch in die Gegend wo Antonio wohnte. Auf einem Jahrmarkt errichtete er einen Stand mit Bibeln.
Als Antonio vorbei schlenderte, blieb er stehen und sagte: "Oh, Bibeln, die hab ich nicht nötig!
Da brauche ich bloß nach Glarus zu gehen, denn da habe ich noch eine, die in einer Wand eingemauert ist.
Und ich bin gespannt, ob der Teufel die da herausholen kann."

Johannes sah den jungen Mann ernst an. Ihm war sofort alles klar und er sagte:
"Seien sie vorsichtig, junger Mann, Spotten ist leicht, aber was würden Sie sagen,
wenn ich Ihnen diese Bibel zeigte?"

"Du kannst mir nichts vormachen", sagte Antonio, "ich würde sie sofort wieder erkennen,
denn ich habe sie gekennzeichnet. Und ich bleibe dabei: "Der Teufel kriegt sie nicht aus der Mauer!"

Johannes holte die Bibel hervor und fragte: "Kennen Sie das Zeichen, mein Freund?"

Antonio war zuerst sprachlos, als er das beschädigte Buch sah. "Sehen Sie wohl?
Aber der Teufel hat das nicht getan, sondern Gott. Der es tat, damit Sie sehen können, dass er lebt.
Er will auch Sie retten."

Nun brach der alte Haß, den Antonio gegen Gott hatte, hervor. Sein Gewissen redete,
aber er rief seien Kameraden zu: "Kommt her, was dieser fromme Kerl hier mit seinem Bibelladen zu suchen!"

In wenigen Sekunden war Johannes' ganzer Stand umgerissen. Er selbst bekam ordentliche Schläge
und die Täter verschwanden schnell zwischen den zusammengelaufenen Zuschauern.

Antonio wurde seitdem immer feindseliger gegen Gott. Als er eines Tages wieder einmal bei seiner Arbeit
zu viel Alkohol getrunken hatte, fiel er von einem 17 Meter hohen Gerüst, wurde schwer verwundet und kam ins
Krankenhaus.

Johannes erfuhr das. Er schickte ihm einen schönen Blumenstrauß und besuchte ihn sogar im Krankenhaus.

Aber Antonios Herz blieb wie ein Stein. Jede Woche besuche ihn Johannes und allmählich, erst aus Langeweile,
später aus Interesse, begann er in der Bibel zu lesen.

Einmal las er in Hebräer 12: "Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung."

Da, das passte zu seinem Unfall. Antonio las weiter, und Gottes Wort, das Felsen zerschmettern kann,
begann in Antonios Herzen zu wirken. Er lernte seine Schuld einsehen und vor Gott zu bekennen.
Er lernte aber auch, vertrauensvoll an das vollbrachte Werk an dem Kreuz zu glauben.

Seine Seele war genesen, aber seine Hüfte blieb lahm. Seine frühere Arbeit konnte er nun nicht mehr tun;
aber er fand leichtere Arbeit, und später führte er eine glückliche Ehe mit der Tochter des Johannes. Sein
Schwiegervater war nun gleichzeitig sein Freund.

Antonio ist nun schon in dem himmlischen Vaterland, aber die von ihm eingemauerte Bibel
gilt seinen Kindern als das schönste Erbstück.

(aus: Ein Brief für dich)

Die kleine Spinne

Es war einmal eine kleine Spinne, die lebte in ihrem Netz herrlich u. in Freuden. Alles war gut, bis sie hörte: Die Welt ist anders geworden, du musst dich anpassen, du musst Altes aufgeben, du musst dich neu orientieren, du musst rationalisieren. Die Spinne war nie aufgeregt, aber der Vorwurf der Rückständigkeit machte sie nervös. Umgehend inspizierte sie ihren Betrieb. Aber kein Faden war überflüssig, jeder war für das Geschäft dringend notwendig. Fast verzweifelt fand sie schließlich einen Faden, der senkrecht nach oben lief. Dieser hatte noch nie eine Fliege eingebracht, er hatte noch nie seinen Wert erwiesen u. schien überflüssig u. völlig nutzlos zu sein. Schnell biss die Spinne den Faden ab. Was dann passierte, ist klar. Das ganze Netz fiel in sich zusammen u. ging kaputt. Der Faden nach oben war der, auf den es ankam u. an dem alles hing. Die Geschichte unseres Lebens. Dieser Faden nach oben gleicht unserer Beziehung zu Gott. Wer sein Leben bei Gott festmacht, der kann ein Fest machen. Er hat Grund zu feiern, denn er hat die beste Entscheidung für sein Leben getroffen. Den Faden nach oben sollten wir nie durchtrennen, denn es gibt viele Situationen im Leben, da ist die Frage ganz entscheidend, ob unser Leben die Verbindung nach oben, die lebendige Beziehung zu Gott hat. Gottes Geschichte mit uns. In den Krisensituationen kommt es darauf an, ob das Netzwerk unseres Lebens durch die persönliche Beziehung zu Gott abgesichert ist. Jesus Christus hat diese Verbindung möglich gemacht. Mit ihm berührt der Himmel die Erde. Er ist jedem von uns nahe, er kennt uns, hat uns lieb u. ist immer für uns zu sprechen. Seine Hände sind ausgestreckt u. offen für jeden, der mit ihm leben will. Er verliert unser Leben nicht aus den Augen u. sorgt dafür, dass unser Lebensfaden u. der Faden zu Gott niemals zerreißt.

Scheinheilige Nacht Herr Mütze trifft Gott

 

Aus: Christ & Welt Ausgabe 52/2011
Wie ein Krippenspielberater gegen die politische Korrektheit im Stall von Bethlehem zu Felde zieht. Eine Erzählung.
© Eric Isselée/Fotolia.com

Michael Mütze war seit sieben Jahren Krippenspielberater der Landeskirche und beriet in dieser Funktion die Gemeinden im Adventszyklus bei der Einrichtung überlieferungskonformer Krippenspiele. Mütze hatte mittellanges schwarzgraues Haar von eben genau der milden Speckigkeit, wie sie einem uneitlen Christenmenschen gut zu Gesicht steht, und müde Augen, die oft als gütig missverstanden wurden. Obwohl Mütze selbst den Begriff des Krippenspielberaters als zu invasiv ablehnte und sich lieber als einen Mann bezeichnete, „der einfach nur Fragen stellt“, war er doch der festen Überzeugung, dass Gott nicht ins Heute übersetzt werden muss. „Wollen Sie sagen,Gott hat Schwierigkeiten, sich auszudrücken? Glauben Sie, Gott braucht einen Dolmetscher?“, fragte Mütze gern, wenn jemand die Weihnachtsgeschichte „in neuem Gewand“ präsentieren wollte.

Seinem Einfluss war es zu verdanken, dass die Weihnachtsgeschichte von Maria und Josefine des Aktionskreises lesbischer Mütter so lange überarbeitet wurde, bis der Aktionskreis auseinanderfiel. Auch das Krippenspiel „Die Heilige Patchwork-Familie oder Gott ist mein Vater, aber meine Mutter lebt jetzt mit einem anderen Typen zusammen und mit dem hat sie auch noch Kinder“ musste sich schließlich den Fragen Mützes stellen. Dazu legte Michael Mütze nach der Probe im Gemeindehaus die Hände gegeneinander und blies eine Weile hinein. Das machte er einerseits ganz bewusst als Geste, andererseits, weil er immer Kopfschmerzen von „Krippenspiel einmal anders“ bekam. Dann fragte er: „Ihr habt euch viel Mühe gemacht, nicht wahr?“ und schwieg. Der Vikar, der das familienpsychologisch aufgepeppte Krippenspiel selbst getextet hatte, begann zu erläutern, dass er hier Jesus quasi als Scheidungskind mit Bindungsstörung darstellen wolle, um an die Erfahrungsgehalte von vielen kleinen Christmettenbesuchern anzuknüpfen, aber Mütze fragte ihn matt, ob eine Interpretation, die der weiteren Interpretation bedürfe, überhaupt noch eine Interpretation sei. „Schon okay. Hab verstanden!“, sagte der Vikar. „Wir machen also wieder den Kram mit den bärtigen Hirten und den braun geschminkten Königen!“

Mütze ging. Was hatte er in diesem Jahr nicht alles schon an „modernen“ Krippenspielen sehen müssen. Das Christuskind in einer Bushaltestelle geboren, mit Bier gesalbt und angebetet von als Punkrockern verkleideten Holzgitarristen. Mütze war nicht entrüstet. Er verstand nur nicht, was es an der Weihnachtsgeschichte noch aufzuhübschen gab. Vor 2000 Jahren plus minus war der kleine Jesus geboren worden, und für jeden, der auch nur einen Funken Eschatologie im Blut hatte, war sofort klar gewesen: Da ist er – der Salvatore, der Erlöser. Das war die ganze Story. Nicht erst Flegeljahre und dann irgendwelche Mentoren, die sagen: Jesus, du Brausekopf, wenn du dich ein bisschen zusammennehmen würdest, könnte aus dir ein ziemlich guter Erlöser werden! Vielleicht sogar mehr! Auch keine Strebernummer: Herr Lehrer, wenn ich groß bin, dann nehme ich mal die Sünden der ganzen Menschheit auf mich! Kein lasterhaftes Halbweltleben mit Schampus und Kokotten, bis eines Tages der Groschen fällt – hey, man müsste mal was anderes machen, zum Beispiel, dass die Leute an einen glauben und dafür in den Himmel kommen. Mit paar Kumpels, die viel Jünger sind, und so. Nein, Gott war geradeheraus: Der Menschensohn, einfach geboren – und sofort Heiland.

Michael Mütze trat aus dem Gemeindehaus. Hinter ihm stritten jetzt die Kinder der Jungen Gemeinde mit dem Vikar. „Erst problematisieren, dann wieder nicht problematisieren! Was denn nun?“ Draußen schneite es. Mütze sah in den Himmel, der große, nasse Schneeflocken herunterrieseln ließ. Sie fielen auf den Gehsteig und schmolzen sofort. Schade, dachte Mütze, der Schnee liebte, obwohl man im Schnee erst mal einen Eindruck davon bekam, wie viele Hunde in dieser Stadt irgendwo hinpinkelten. Eine große Flocke fiel ihm auf die Nase, und zu seiner Überraschung taute sie nicht. Mütze wollte sie wegpusten, aber es gelang ihm nicht. Als er sie mit den Händen wegwischen wollte, sagte die Schneeflocke plötzlich: „Vorsicht, Freundchen! Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen!“ „O Gottogott!“, entfuhr es da dem Krippenspielberater der Landeskirche. „Ganz genau!“, sagte die Schneeflocke. Überarbeitung, dachte Mütze. Die ganze Nerverei mit den auf sozial und aktuell getrimmten Weihnachtsgeschichten. Aber er fasste sich. Ihm fiel der Film „A Beautiful Mind“ ein, in dem der schizophrene Mathematiker seinen eigenen Hirngespinsten mit Fangfragen den Garaus machte. „Wie ist dein Name?“, fragte er die Schneeflocke. „Ich bin die, die ich bin“, sagte die Schneeflocke. „Ach du Scheiße!“, sagte Mütze erschrocken. Aber dann lachte er. Klar doch, die Schneeflocke konnte alles antworten, was in seinem verrückten Kopf war.

Da aber fragte die Schneeflocke: „Soll ich dir was sagen, was du noch nicht weißt?“, und verriet ihm, dass Lukas aus der B-Klasse in der Pause damals die Kassette mit dem The-Cure-Konzert aus seinem Ranzen geklaut hätte und nicht der Robert von schräg gegenüber. Und die Schneeflocke wusste sogar die Telefonnummer von Lukas. Entschlossen, sich an der harten Realität einer nicht existierenden Handynummer gesundzustoßen, tippte Michael Mütze die Zahlen in sein Mobiltelefon. „Süße, ich bin gerade in einer OP!“, sagte es am anderen Ende. „Ist da der Lukas?“, fragte Michael Mütze. „Ich bin’s. Michi Mütze aus der 7 A.“ „Woher hast du diese Nummer? Nicht mal meine Frau hat diese Nummer!“, rief Lukas durch den Mundschutz, und Mütze sagte: „Du hast meine Kassette mit dem The-Cure-Konzert geklaut, du Sack!“ „Hast du sie nicht mehr alle? Das gibt es jetzt auf iTunes! Ich operiere gerade!!“, schrie der Mann namens Lukas am anderen Ende, und Mütze sagte zur Schneeflocke: „Du bist Gott!“, und der Lukas rief am Telefon: „Waaas?“ Michael Mütze legte auf, und die Schneeflocke sagte: „Sieh mich an!“ Mütze musste schielen, um die göttliche Schneeflocke richtig anzusehen, und wie er so schielte, merkte er, wie seine Kopfschmerzen nachließen. „Schielen entspannt“, sagte Gott. „Das hilft gegen Kopfschmerzen oder wenn man mal nicht richtig lospullern kann!“ Der Konformitätsbeauftragte der Landeskirche fiel rücklings gegen die Wand des Gemeindehauses, schielte ergriffen auf den weißen Punkt auf seiner Nase und stammelte, er hätte nun verstanden, dass das anthropomorphe Gottesbild ein lästerliches Relikt früherer Zeiten sei, und begriffen, dass Gott nicht nur im Menschensohn, sondern auch in jeder Schneeflocke sei.

„Nein“, sagte Gott, „nur in dieser Schneeflocke!“ „Wieso nur in dieser?“, fragte Mütze. „Hat sich so ergeben!“, meinte Gott. „Aber“, sagte Mütze fassungslos, „Millionen und Abermillionen Menschen haben dich gesucht. Tausende Jahre lang. Und du bist in dieser einzigen Schneeflocke!! Da findet dich doch kein Mensch.“

„Religion ist keine Schnitzeljagd. Da gibt es nix zu finden! Du schiele mal schön und entspanne.“ Dann wirbelte die Schneeflocke davon, was sehr seltsam war, weil eigentlich kein Wind wehte. Mütze ging zum nächsten Termin. „Maria und Josef finden Zuflucht in einem Stall der modernen Massentierhaltung und müssen das Jesuskind in einen Trog voll Industriekraftfutter legen“, erklärte die Krippenspielleiterin zu Beginn der Probe. Mütze spürte den leichten Schmerz in seinen Schläfen und tat, wie Gott ihm geheißen. Er begann zu schielen. Gott hat echt gute Tricks drauf, dachte Mütze, na ja, ist halt Gott.

Wir sind moderne Menschen, ist der Glaube nicht „altmodisch“?


Dann müsste sich der Grund geändert haben, doch bis heute gilt wer glaubt, wird errettet (Epheser 2,8).

Die folgende Geschichte könnte Ihnen helfen dieses besser zu verstehen:
Ein moderner Mensch verirrte sich in einer Wüste. Tage- und nächtelang irrte er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten? Das überlegte er sich beständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung leben kann als ohne etwas zu trinken.
Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden schlief, träumte er von Wasser, von Orangen und Datteln. Dann erwachte er zu schlimmerer Qual und taumelte weiter.
Da sah er in einer Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana, dachte er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben will, denn in Wirklichkeit ist gar nichts da.
Er näherte sich der Oase, aber sie verschwand nicht. Sie wurde im Gegenteil immer deutlicher. Er sah die Dattelpalmen, das Gras und die Felsen, zwischen denen eine Quelle entsprang.
Es kann natürlich auch eine Hungerphantasie sein, die mir mein halb wahsinniges Hirn vorgaukelt, dachte er. Solche Phantasien hat man ja in meinem Zustand. Natürlich - und jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln. Eine Gehörhalluzination. Wie grausam die Natur ist! - Mit diesem Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch auf die unerbittliche Bösartigkeit des Lebens.
Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen.
»Kannst du so etwas verstehen?« sagte der eine zum andern. »Die Datteln wachsen ihm ja beinahe in den Mund - er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten in der schönsten Oase - verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?«
«Er was ein moderner Mensch», antwortete der andere Beduine. «Er hat nicht daran geglaubt»

Umkehr zum Leben


 
Viele Menschen haben Gott gesucht und ihn schliesslich auch gefunden. Manche Menschen haben Gott bekämpft, und Gott hat sie schliesslich überwunden. So ging es Paulus vor Damaskus. Und so ging es in unserem Jahrhundert Sadhu Sundar Singh aus Indien. In seiner Jugend war er ein fanatischer Gegner des Christentums. In Gegenwart seiner Eltern zerriss er das Neue Testament und warf es voller Hass ins Feuer.

Nach schweren inneren Kämpfen erlebte er am 18.04.1904 eine Erscheinung des erhöhten Christus. Sadhu Sundar Singh hat selbst darüber berichtet: «In alle Ewigkeit werde ich weder sein liebevolles Antlitz noch die Worte vergessen, die er an mich richtete: 'Siehe, ich bin für dich und die ganze Welt am Kreuz gestorben; was verfolgst du mich?' Diese Worte brannten sich mit Blitzesschärfe in mein Herz, ich fiel zu Boden, und mein Herz füllte sich mit unaussprechlicher Freude und seligem Frieden.»
   Diese Vision änderte sein ganzes Leben. Viele Länder Asiens und Europas hat Sadhu Sundar Singh evangelisierend durchzogen. Seine realistische, vollmächtige Verkündigung machte ihn in der ganzen Welt bekannt.

Jesus, der Knecht Gottes, wird die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat!
(vgl. Jesaja 53,12)

Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verla

Ein sehr persönliches Buch

In einer Fußgängerzone von Paris hat die französische Bibelgesellschaft einen Stand aufgebaut. Den Vorübergehenden werden Bibeln angeboten. Da kommt eine Gruppe junger Leute heran, die den Mitarbeiter hinter dem Bibelstand verspotten: "Bau deinen Laden ab! Das alte Buch ist längst überholt. Das liest doch niemand mehr!" Der Bibelmissionar nimmt sich den Anführer der Gruppe vor und sagt ganz freundlich zu ihm: "Das will ich dir sagen, in diesem Buch redet Gott persönlich mit dir!" "Was, mit mir? Das ist ja zum Lachen. Gib her dein Buch, das will ich sehen!" Der junge Spötter, mit Namen Philippe, greift sich eine Bibel, schlägt sie wahllos auf, liest einen Satz, wird kreidebleich und legt sie schweigend zurück. "Was ist, Philippe", rufen die Kameraden. Er hatte aus Johannes 14 den 9. Vers gelesen: "Jesus spricht: So lange bin ich bei euch gewesen, und du kennst mich nicht, Philippe?"

 

Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verlag

 

Der einarmige Junge

Ein Junge beschloss mit 10 Jahren, Judo zu lernen – obwohl er bei einem Verkehrsunfall seinen linken Arm verloren hatte. Der Junge nahm Judounterricht bei einem Judo-Meister. Er lernte schnell, verstand aber nicht, warum ihm der Meister nach 3 Monaten nur einen einzigen Griff beigebracht hatte. “Meister”, sagte er, “sollte ich nicht mehr Griffe lernen?” Der Meister antwortete: “Das ist der einzige Griff, den du kennen musst.” Der Junge verstand den Meister nicht, aber er trainierte diesen einen Griff weiter.


Monate später nahm der Junge das erste Mal an einem Turnier teil. Zu seinem Erstaunen gewann er die ersten beiden Kämpfe ohne große Mühe. Beim dritten Kampf hatte er etwas mehr Mühe, aber schließlich gewann er auch diesen mit seinem einzigen Griff, den er kannte. Er hatte es bis in die Endrunde geschafft. Hier traf er auf einen Gegner, der sehr viel größer, stärker und erfahrener war als er. Zunächst schien es, als habe er keine Chance. Der Schiedsrichter hatte sogar Angst, dass sich der Junge verletzen könnte und wollte den Kampf absagen. Der Meister aber beharrte darauf, dass der Junge weiterkämpfen sollte. Kurz nach Wiederaufnahme des Kampfes machte der Gegner einen Fehler, den der Junge nutzte, um seinen Griff anzubringen. Der Junge gewann das Turnier.

Auf dem Nachhauseweg gingen der Meister und der Junge nochmals alle Kämpfe durch und analysierten sie. Der Junge nahm all seinen Mut zusammen und fragte den Meister: “Meister, wie konnte ich das Turnier nur mit einem einzigen Griff gewinnen?”

“Aus 2 Gründen” antwortete der Meister. “Erstens beherrscht du einen der schwierigsten Würfe des Judo meisterhaft. Und zweitens besteht die einzige Verteidigung gegen diesen Griff darin, dass dein Gegner deinen linken Arm fassen kann.”

“Ein Wasserträger in Indien hatte zwei gleich große Töpfe. Sie hingen an beiden Enden einer langen Stange, die er über den Nacken legte. Einer der Töpfe hatte einen Riss, der andere dagegen war völlig intakt. Der heile Topf enthielt am Ende des langen Weges vom Fluss zum Haus des Herrn immer noch die gesamte Ration Wasser. Der Topf mit dem Sprung dagegen kam immer nur halb voll an. Zwei Jahre lang brachte der Wasserträger seinem Herren nur anderthalb Töpfe Wasser.


Der heile Topf war stolz auf seine Leistung, denn er erfüllte genau den Zweck, zu dem er gemacht worden war. Der beschädigte Topf jedoch schämte sich für seine Unvollkommenheit und fühlte sich elend, weil er nur die Hälfte von dem brachte, wofür er gedacht war. Nach dem zweiten Jahr, in dem er sich nun schon als bitterer Versager empfand, sprach der unglückliche Topf eines Tages den Wasserträger am Fluss an: “Ich schäme mich und möchte mich bei dir entschuldigen”. “Warum?”, fragte der Wasserträger. “Wofür schämst du dich denn?”. “Ich habe die vergangenen beiden Jahre immer nur die Hälfte meines Inhalts abliefern können, weil auf dem Weg vom Fluss zum Haus deines Herrn immer die Hälfte des Wassers aus mir heraustropft. Wegen dieses Mangels musst du viel mehr arbeiten und bekommst noch nicht mal den vollen Gegenwert für deine Mühe”, sagte der Topf.

Dem Wasserträger tat der rissige Topf leid, und so entgegnete er: “Wenn wir gleich zum Haus des Herrn zurückgehen, möchte ich, dass du einmal auf die wunderschönen Blumen am Wegrand achtest.” Und tatsächlich, als sie den Hügel hinaufgingen, bemerkte der Topf die wunderschönen Blumen am Wegesrand, die bunt in der Sonne leuchten, und das heiterte ihn wieder ein wenig auf. Aber am Ende des Pfades fühlte er sich immer noch schlecht, weil wieder die Hälfte seines Inhaltes verloren gegangen war, und deshalb entschuldigte er sich abermals bei dem Wasserträger für sein Versagen.

Der Träger sagte zu dem Topf: “Ist dir aufgefallen, dass nur an deiner Seite des Weges Blumen wachsen, auf der anderen Seite, wo der heile Topf hängt, aber nicht? Das liegt daran, dass ich immer um deinen Mangel gewusst und ihn für meine Zwecke genutzt habe. Ich habe nämlich an deiner Seite des Weges Blumen gesät, und du hast sie jeden Tag, wenn wir den Weg zurück vom Fluss zurück zum Haus des Herrn gegangen sind, gegossen. Schon seit zwei Jahren kann ich jetzt wunderschöne Blumen pflücken, um den Tisch meines Herrn damit zu schmücken. Wenn du nicht genau so wärst, wie du bist, wäre sein Haus nicht so schön geschmückt.”


Raupengeschichte Auferstehung

Es war einmal – so beginnt meine kleine Geschichte – eine Raupe, die mit vielen anderen auf einer großen Wiese zu einer Konferenz geladen war. Auf dieser Konferenz wurden von verschiedenen bedeutenden Raupen einige bedeutende Vorträge gehalten, z.B. über die rechte Ernährungsweise, über die günstigste Art der Fortbewegung und ähnliche Themen, wie sie eben für das Gehirn einer Raupe interessant und wichtig sind.

Plötzlich stand meine kleine Raupe auf und ergriff das Wort, ein wenig schüchtern, aber unbeirrbar in dem, was sie sagen wollte. ‘Schwestern’, sagte sie, ‘ich sage euch ein großes Geheimnis. Ich werde fliegen, ich weiß es ganz bestimmt, mit zwei seidenen Flügeln, direkt der Sonne zu…!’ Es wurde ganz still in der Runde nach diesen Worten. Die ganze Versammlung war erstarrt und alle ehrenwerten Raupen sträubten die Haare über diese Torheit und Vermessenheit. Die Klügsten unter den Versammelten meinten, die arme Raupe sei nicht ganz richtig im Kopf und man bringe sie am besten in ein Sanatorium. Andere meinten, man müsse sie auf der Stelle einsperren, weil ein solcher Wahn für die öffentliche Ruhe des Raupenstaates geradezu gefährlich sei.

Die meisten aber kümmerten sich nicht weiter um diesen verrückten Einfall der kleinen Raupe und krochen eiligst dem nächsten Kohlkopf zu. Als aber der Frühling kam, spannte meine Raupe ihre seidenen Flügel aus und flog der Sonne zu. Es zeigte sich: Sie war die einzige, die um das wirkliche Geheimnis ihres Daseins, ihrer Zukunft wusste.

1. Korinther 15,51-52: Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

 

 

 




Jesus wartet auf dich




(In der Bibel gibt es viele Geschichten wie Jesus mit den Sündern zum Abendessen ging. Wie wäre das in der heutigen Zeit???? ) Vielleicht so:


Wie jeden morgen klingelt mein Wecker. Genervt drücke ich auf die Schlummerfunktionstaste, nachdem  es so ca. 10-mal so ging schaue ich auf die Uhrzeit. Oh Schreck schon sieben Uhr; um viertel nach sieben fährt der Bus. Schnell, nun aber hurtig. Auf dem kurzen Weg zur Arbeit denke ich: „Eigentlich wollte ich ja noch meine Stille Zeit machen! Na ja später dann!“

Gerade noch pünktlich stehe ich an meinen Arbeitsplatz  in der Küche. Mit einem schnellen Blick  auf den Dienstplan sehe ich, welche Kollegen und Köche da sind. „O nein, nicht schon wieder, diese blöde Gans ist auch wieder da. Wie jeden Tag kommt die schon wieder zu spät, immer das gleiche. Gestern  da lachte die blöde Kuh mich doch tatsächlich aus! Wie kann ich mich heute nur rächen? Eine Köchin machte mit einer Kollegin einen Scherz: „Friere doch mal heißes Wasser ein." Die Kollegin geht zum Waschbecken und füllt heisses Wasser in die Eimer, vorsichtig bringt sie die Eimer runter in das Gefrierhaus. Laut lache ich raus und pruste: „Mei ist die doof“. Ein Koch rügt mich, dass ich die Kollegin ausgelacht habe. Ärgerlich denke ich „Ach sei ruhig, die blöde Kuh hat es doch gar nicht anders verdient, wie oft hat die mich schon geärgert."

In der Pause fragt mich eine Kollegin nach den Glauben und was man tun muss damit man zur Gott gehören kann. Stolz fange ich an zu erzählen, das weiss ich ganz genau denn schließlich bin ich schon vor drei Jahren Christ geworden.

Nach den Anstrengenden Dienst endlich Feierabend. Von weiten höre ich schon mein Handy klingeln, ach ja noch zwei Termine, nun aber schnell. Endlich nun ist alles geschafft. Müde stelle ich die Glotze an, lasse mich aufs Bett fallen und schaue die Talkshow „mei, die sind ja voll bescheuert."

Plötzlich es klopft an meiner Tür. Genervt rufe ich: „Ja was ist denn los, hat man denn nie seine Ruhe?“ Langsam  sehr langsam geht die Tür auf Ein Mann kommt rein. Woher kenne ich den bloß? Jetzt, jetzt habe ich es, mein Gott das ist ja Jesus. Ich werde total nervös, aber freuen tue ich mich natürlich auch. „Schön Jesus, dass Du mich mal besuchst, aber ich dachte Du kommst nur zu Sündern, Sünder die jemanden zum Beispiel jemanden umbringen. Aber ich bin doch Christ ich glaube an Dich und mache nichts Böses.“

Mich trifft ein Blick, dieser Blick er trifft mitten in mein Herz. Böse Gedanken sehe ich,  lautes gehässiges Lachen höre ich, auch nicht eine Sekunde am Tag war Jesus zu sehen, nach der Meinung wurde Jesus ebenfalls nicht gefragt.

Scheu ganz scheu werfe ich Jesus ein Blick zu und fange an zu weinen. Lange Zeit sitze ich heulend da. Liebevoll nahm Jesus mich in den Arm.

So oder ähnlich sieht es aus wenn Jesus heutzutage kommt.


Ursel Mohr

Das beste face-book

Oma Marita schaut auf die Uhr. Wenn der Bus pünktlich ist, müsste Patrik jetzt gleich klingeln! Endlich kommt ihr ältester Enkel wieder mal zu Besuch! Schon fast zwei Jahre hat sie ihn nicht mehr gesehen, nur am Telefon mit ihm gesprochen. Eine kurze Umarmung und der erwartete lustige Kommentar auf Omas Bemerkung: „Ja, ich bin groß geworden, Oma! ich kann schon allein mit dem Löffelchen essen!“ Patrik lässt sich den noch warmen Nusskuchen schmecken und erzählt mit vollem Mund, was er letzten Sonntag mit seinen Kumpels beredet hat. Oma staunt: „Woher kennst du denn die Jungs? Wie du sagst, wohnen sie doch mindestens 30 Kilometer von euch entfernt.“ „Oma! Das ist doch easy! Wir kennen uns aus dem Netz, über face-book und so! Da verstehst du bestimmt nichts von!“ Oma Marita lächelt verschmitzt. „Tja, das ist eine Wissenschaft für sich, besonders, wenn man in zwei ganz verschiedenen face-book-Portalen zuhause ist.“
Ihr Enkel läßt das letzte Kuchenhäppchen von der Gabel fallen. „Häh? Du postest aber kariert, Oma. Es gibt nur ein face-book .“ Oma wechselt von ihrem Stuhl auf die Couch hinter dem Tisch. Sie nimmt ein dickes Buch vom Sitz, hält es Patrik hin und sagt ruhig: „Guck, das ist mein wichtigstes face-book, da schau ich jeden Tag öfter rein und lese, was ich für Post bekomme. Die Beiträge da im Internet, von denen interessieren mich nur wenige.“ Patrik bringt den nächsten Satz nur in Bruchstücken heraus. „Du bist im face-book angemeldet, Oma? Was machst du denn da? Rentner-Chat oder Friedhofs-Geflüster?“ Oma sieht ihn ein bisschen traurig an. „Nun mal halbe Kraft voraus, mein Junge. Meinst du, es gäbe bei diesem öffentlichen Briefverkehr auch schon eine Altersgrenze? Ich könnte zwar auch gut ohne diese weltweite Masse von Freunden leben, aber ab und zu finde ich da auch was von lieben Menschen die ich aus dem wirklichen Leben schon kenne. Ich hab sogar ein paar neue inzwischen persönlich getroffen, die eine Zeitlang für mich nur durch Worte existiert haben. Mach deinen Mund wieder zu, Patrik! Eigentlich wundert es mich, dass du mich bis jetzt noch nicht in deiner Freundesliste gefunden hast.“ Patrik wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Oma Marita unterbrach ihn. „Du redest nur vom elektronischen face-book, mein Kind - hast du nicht mitgekriegt, von welchem face-book ich eben sagte, dass es für mich das wichtigste Forum ist?“
Patrik schüttelte mit dem Kopf. Oma schlug das dicke Buch an der Stelle auf, wo ein dünnes Heft zwischen den Seiten lag. Jetzt wurde Patrik lebendig. Er stand halb vom Stuhl auf und griff sich an die Stirn. „Ne ja, war ja klar, Oma! Das ist deine Bibel! Ist das sogar dieselbe, aus der du mir und Ulrike vorgelesen hast, wenn wir mal bei dir schlafen durften?“ Oma nickte. Patrik setzte sich wieder hin. „Wie kommst du bloß auf die irre Idee, Oma, dass die Bibel so was ähnliches ist wie face-book?“
„Überleg doch mal! Was findest du, wenn du diese Info-Börse anklickst?“ „Viele Leute haben was gepostet und warten drauf, dass sie Antwort kriegen.“ „Korrekt. Wenn ich meine Bibel aufschlage, lese ich Beiträge von vielen Leuten, die was von Sachen erzählen, die sie erlebt haben, obwohl sie überhaupt nicht wissen können, wer das liest und wer das gut oder dumm findet. Und das Besondere an den Berichten in der Bibel ist: sie werden niemals gelöscht, ich kann da Sachen lesen, die schon vor über fünftausend Jahren geredet worden sind. Sowas findest du in deinem face-book nicht. Und was machst du, wenn da Beiträge sind, die dir gefallen?“
„Dann like ich das mit dem Button.“ „Und darüber freut sich dann der Empfänger. Siehst du, so ähnlich reagiere ich auch. Wenn mir ein Satz oder mehrere in der Bibel gefällt -oder sagen wir, ich finde sie wichtig und interessant, dann brauche ich nur zu denken: Vater, das ist ein gutes Wort, das macht mich froh und gefällt mir! Dann weiss ich genau, der Absender hat meine Antwort gehört und freut sich auch. Mach mal weiter, Patrik. Was passiert noch, wenn du eine Mail von jemandem kriegst, der zu deinen ausgewählten Freunden gehört?“
Patrik reibt sich die Nase. „ Na ja, dann weiss ich, dass nur ich sehen kann, was der schreibt. Für andere, die das nicht zu wissen brauchen, ist das gesperrt.“
„Diese Ähnlichkeit ist mir bis jetzt selbst noch nicht aufgefallen! Siehst du, welch ein wunderbares face-book die Bibel ist? Wieviele Sätze habe ich auf den über tausend Seiten schon zigmal gelesen – und sie haben mir persönlich so gut wie nichts bedeutet. Sie waren für mich wie gesperrt. Und dann stolpere ich plötzlich über Worte, da weiss ich: Das ist jetzt für mich ganz allein! Da sagt mir mein bester Freund etwas, das geht nur mich und ihn etwas an!“ Oma lässt zwei Sekunden verstreichen, dann setzt sie fort: „Siehst du, darum ist die Bibel für mich das kostbarere face-book. Da reden nicht nur Menschen mit mir Mensch, da redet der Schöpfer aller Dinge zu mir direkt und lässt mich fühlen, wie wichtig ich ihm bin.“ Patrik kontert: „Aber du hast kein Profil auf dem du zurückschreiben kannst.“ Oma lacht. „Wieso denn nicht? Mein Profil ist meinem Freund seit Ewigkeiten bekannt – und Antwortzeilen habe ich soviel, wie ich will. Um etwas zu formulieren, brauch ich noch nicht mal eine Tastatur – da reicht es, meine Gedanken in eine einigermaßen geordnete Reihenfolge zu bringen. Dann funktioniert das mit der Übersendung einwandfrei!"
Patrik ist skeptisch. „Mir wär das zu langweilig, Oma. Immer nur mit einem einzigen Freund hin und her zu posten – ich kann mindestens ein paar hundert Freunde anklicken und weiß von ganz vielen, was sie gerade machen und wie es ihnen geht.“
Oma muss ihm recht geben – in einer Hinsicht. „Ja, das ist wohl einfach – du kannst vor dem Bildschirm sitzenbleiben und gleichzeitig mit einer Menge Leute zusammenkommen. Die Bibel ist da in gewisser Weise menschenfreundlicher. Sie findet, es ist viel spannender - und für Körper und Seele gesünder- wenn man sich nicht nur brieflich erzählt, was man erlebt hat oder schön findet. Woher willst du zum Beispiel wissen, ob der berühmte Sportler wirklich so viel drauf hat, oder ob er im wirklichen Leben einen Sack voll Probleme mit sich schleppt? Da ist mein erstes face-book eben realistischer. Es möchte, dass seine Nutzer ihr Hinterteil aus dem Sessel heben und zu den Menschen hingehen – sogar auch zu denen, die nicht am Netz angeschlossen sind.“
„Jetzt komm ich dich so selten besuchen, Omi – und wir kauen schon eine Stunde lang dieses komplizierte Thema durch. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mir für meine Schulabschluß-Fahrt ein bisschen Taschengeld zuschießen kannst.“
Oma Marita ist zwar nicht allzu begeistert von dem wahren Grund ihres lieben Besuchs, aber Patrik hat sie noch nie umsonst mit so einem Dackelblick angesehen. „Ich leg dir den Schein in eine von meinem pocket-bibeln. Die lässt sich ohne Probleme im Handgepäck unterbringen und ersetzt im Flugzeug das vermisste face-book ganz wunderbar.“ „Oh Oma, du schaffst mich noch!“ seufzt der sechzehnjährige lange Lulatsch. Er umarmt seine altmodisch-moderne Oma und verspricht ihr, sie bald als ausgesuchte Freundin in seine face-book-Liste aufzunehmen. Marita freut sich und ist begeistert. Dass sie ihm -und damit seinem kompletten Zuschauerkreis -ab und zu ganz überraschende Beiträge posten wird, das sagt sie ihm klugerweise jetzt noch nicht!



Ursula Hellmann

 

Engel, oder warum vieles anders ist als es scheint

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen.
Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.
Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten,
sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es.
Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: "Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."
In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau.
Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten,
mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen.
Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld. Der jüngere Engel wurde wütend und fragte
den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können?
"Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm", meinte er anklagend. "Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben.
"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen", sagte der ältere Engel.

"Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte.

Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen.

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."

 

Die Geschichte von den Fröschen

Es war einmal eine Gruppe von Fröschen, die gemeinsam durch einen Wald liefen. Plötzlich fielen zwei von ihnen in eine tiefe Grube, die sie nicht gesehen hatten.
Die anderen Frösche konnten einen Sturz in die Grube gerade noch verhindern und versammelten sich nun um das Loch im Boden. Sie blickten zu den beiden Kameraden herab, die tief unten auf dem Boden hockten und versuchten, aus der Grube herauszuspringen.
Als sie sahen, wie tief das Loch war, riefen sie den beiden zu, dass das Springen keinen Sinn hätte - die Grube sei viel zu tief. Sie sollten lieber aufgeben und einfach sterben.
Der eine von den beiden ließ sich durch die Aussicht, schon so gut wie tot zu sein, schnell entmutigen. Er erkannte, keine Chance zu haben und hörte auf zu springen. Schnell starb er.
Die anderen riefen zu dem übrig gebliebenen Frosch, dass er sich doch nicht weiter quälen, sondern sich ebenso wie der andere Frosch zum Sterben bereit machen sollte.
Der andere Frosch aber sprang weiter - unermüdlich, verbissen und eifrig. Höher und immer höher. Er mobilisierte noch einmal alle Kräfte und schafft es tatsächlich, aus der Grube zu springen.
Oben angekommen fragten ihn die anderen Frösche: "Sag hast du uns nicht gehört? Wir hätten nie gedacht, dass es möglich sein könnte, aus der Grube zu springen."
Schnell stellte sich heraus, dass dieser Frosch schwerhörig war. Er hatte die ganze Zeit gedacht, die anderen feuerten ihn an!

Ändere dich nicht

Jahrelang war ich neurotisch. Ich war ängstlich und depressiv und selbstsüchtig. Und jeder sagte mir immer wieder, ich sollte mich ändern. Und jeder sagte mir immer wieder, wie neurotisch ich sei.
Und sie waren mir zuwider, und ich pflichtete ihnen doch bei, und ich wollte mich ändern, aber ich brachte es nicht fertig, sosehr ich mich auch bemühte.
Was mich am meisten schmerzte, war, dass mein bester Freund mir auch immer wieder sagte, wie neurotisch ich sei. Auch er wiederholte immer wieder, ich sollte mich ändern.
Und auch ihm pflichtete ich bei, aber zuwider wurde er mir nicht, das brachte ich nicht fertig. Ich fühlte mich so machtlos und gefangen.
Dann sagte er mir eines Tages: "Ändere dich nicht. Bleib, wie du bist. Es ist wirklich nicht wichtig, ob du dich änderst oder nicht. Ich liebe dich so, wie du bist. So ist es nun einmal."
Diese Worte klangen wie Musik in meinen Ohren: ,Ändere dich nicht, ändere dich nicht... ich liebe dich.'
Und ich entspannte mich, und ich wurde lebendig, und Wunder über Wunder, ich änderte mich!
Jetzt weiß ich, dass ich mich nicht wirklich ändern konnte, bis ich jemanden fand, der mich liebte, ob ich mich nun änderte oder nicht. Liebst du mich auf diese Weise, Gott?
(Anthony de Mello - Warum der Vogel singt)

Die Brücke

Die Brücke im Dorf spannte sich hoch und weit über das kleine Flüsschen, das die Häuser und ihre Bewohner in zwei Gruppen teilte. Das Jahr über war der Fluss, der unter der Brücke plätscherte, nur ein kleines Rinnsal, aber nach der Schneeschmelze im Frühjahr oder nach langen Regentagen im Herbst schwoll er an und die Brücke war dann die einzige Möglichkeit, einen Besuch auf der anderen Seite abzustatten.

Aber die Brücke war mehr als nur eine Verbindung zwischen den beiden Ufern. Sie bot eine herrliche Aussicht auf das Tal und Platz für eine kleine Unterhaltung; sie war Treffpunkt für Verliebte und Verkaufsfläche für fahrende Händler. Und - sie war ein Zeichen.

Die Legende erzählt, dass - lange bevor sich die Häuser zu einem Dorf verdichteten - links und rechts vom Fluss zwei Bauernhöfe standen, die ihren Bewohnern nur wenig Erträge boten. Die Arbeit war schwer und das Land karg. Es blieb nur wenig Geld, um sich neue und praktische Geräte anzuschaffen, die die Arbeit erleichterten und Gelegenheit zu etwas Wohlstand boten. Immer wieder dachten beide Bauern darüber nach, auch eine Brücke zu bauen. Aber wenn schon das Geld für einen neuen Pflug oder für weiteres Vieh kaum reichte, blieb noch weniger für eine Brücke übrig.

Bis in einem Jahr eine große Trockenheit über das Land einbrach. Die Ernte fiel noch kleiner aus, die Saat ging kaum auf und das Vieh hatte nur wenig Fleisch auf den Knochen und gab kaum noch Milch.
Der Fluss hingegen trocknete ganz aus. Und so kam es, dass die beiden Familien ohne Schwierigkeiten auf die andere Seite gelangen konnten - und sie halfen einander, wo sie konnten. Wenn der Bauer auf der linken Seite die Einsaat nicht mehr schaffte, kam ihm der Bauer der rechten Seite zur Hilfe. Und als die Kuh auf der rechten Seite kalben sollte, wusste der Bauer von der anderen Seite guten Rat und man wechselte sich in der Stallwache ab. Trotz der Trockenheit ging es am Ende des Jahres beiden Familien besser als jemals zuvor.

Im nächsten Jahr kam der Regen wieder - aber diesmal begannen beide, die Brücke über den Fluss zu bauen. Man hatte dafür kaum Geld und noch weniger Zeit. Aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man manchmal das Letzte, was man hat, in eine Brücke zueinander investieren sollte - weil Menschen, die füreinander da sind, einen größeren Reichtum darstellen als alle Geräte und Maschinen.

Lebendige Opfer

Macht irgendwie keinen Sinn, oder? Lebendiges Opfer. Klingt wie "Elefantenmaus". Oder "schön hässlich". Wörter, die einfach nicht zusammenpassen können. Da fallen mir noch ein paar ein:

"Die lieber Schreck." - "Schulfernsehen" - "Militärische Intelligenz". Denken wir mal nach. Es gibt nicht viele Schafe, die vom Opferfest wieder zurückgekommen sind. Wie hätte so eins sich wohl geäußert? "Ich war letzten Abend beim Opferfest. Die haben mich ausgesucht. Gut, ich fühle mich ein bisschen ausgebrannt, aber davon abgesehen...." Wenn aber Paulus uns in Römer 12,2 auffordert, Gott unseren Leib als lebendiges Opfer darzubringen, meint er genau das. Gott will kein totes Opfer. Tote Opfer machen ihm keine Freude mehr, weil er schon seinen Sohn sandte, der für unsere Sünden gezahlt hat. Was er möchte, ist unser lebendiger Leib, ihm geweiht. Ein lebendiges Opfer.

Lebendige Opfer sind ein Risiko, denn wenn sie Lust dazu haben, können sie vom Altar herunterklettern. Gott bindet die Menschen nicht fest. Er spricht kein Machtwort: "Das ist jetzt deine Aufgabe, und du bleibst hier!" Ein lebendiges Opfer beschließt in eigener Sache und aus dem eigenen Herzen heraus, dem Herrn geweiht zu bleiben. Mit jedem Teil seines Wesens gehört es zu Gott, weil es das will. Oder es entschließt sich auszureißen. Weil es ein lebendiges Opfer ist, trifft es selbst die Entscheidung.  Und wenn sich dem lebendigen Opfer die Chance zu sündigen bietet, sagt es nicht: "Kann ich nicht - das verbietet mir meine Religion."  Es sagt: "Nein, so will ich nicht leben. Und zwar deshalb nicht, weil ich zu Gott gehöre."

So fängt man an, Gottes Willen kennenzulernen. Wenn wir wirklich lebendige Opfer sind, dann stimmt unser eigener Wille mehr und mehr mit Gottes Willen überein. Gottes Wille ist mehr für uns als ein ungebetenes Gesetzeswerk oder aufgezwungene Anweisungen. Er ist nicht etwa ein schlechte Straßenkarte des Lebens, über die wir bei jeder Kurve meckern müssten. Wenn wir lebendige Opfer sind, sind die Entscheidungen, die Gott von uns möchte, unsere eigenen Entscheidungen. Wir haben eigene Gründe dafür. Sie entstehen aus unserem freien Willen. So ist das mit lebendigen Opfern. - Bis du schon sei weit? Ich auch nicht! 

-Gefunden in dem Buch "Neuer Saft für müde Birnen" von Ken Davis & Dave Lambert  (Starkstromandachten) Verlag Klaus Gerth, Aßlar. ISBN 3-89437-380-6

"Hupe, wenn du Jesus liebst"



Letztens ging ich an einem Buchladen mit religiösen Büchern vorbei, als ich einen Stoßstangenaufkleber mit dem Text: "Hupe, wenn du Jesus liebst" sah.

Ich war gut aufgelegt, weil ich gerade von einer gelungenen Kirchenchoraufführung kam, und kaufte mir einen Sticker und klebte ihn auf meinen Wagen. Mann, bin ich froh, dass ich das gemacht habe! Die nachfolgende Begebenheit gehört zum Erhebensten, was mir je widerfahren ist.



Ich musste an einer roten Ampel stehen bleiben und während ich gerade über den Herrn und seine Güte sinnierte, wurde ich Ampel grün, ohne dass ich es merkte.

Da war es gut, dass auch jemand anderes Jesus liebte, denn hätte er nicht gehupt, wäre mir das wohl nie aufgefallen. Mir fiel auf, dass viele Menschen Jesus liebten!

Während ich so dastand, fing der Typ hinter mir wie wild zu hupen an, und er lehnte sich aus dem Fenster und schrie: "Bei Gott, vorwärts! Vorwärts!" Wie überschwänglich dieser Mann Jesus doch liebte!

Alle fingen an zu hupen und ich lehnte mich ebenso aus dem Fenster und winkte und lächelte diesen vielen Gläubigern zu. Ich hupte sogar mehrmals, um an ihrer Liebe teilzuhaben. Ich sah einen anderen Mann, der mir mit dem ausgestreckten Mittelfinger zuwinkte.

Ich fragte meinen Sohn auf dem Rücksitz, was denn das zu bedeuten habe und er meinte, es wäre wahrscheinlich ein sibirischer Glücksgruß oder so. Nun, ich habe noch nie jemanden aus Sibirien getroffen, also gab ich ihm den Gruß zurück. Mein Sohn brach in Gelächter aus, offensichtlich genoss auch er diese religiöse Erfahrung. Einige Leute waren so gefangen in der Freude des Augenblicks, dass sie aus ihren Wagen stiegen und zu mir kamen. Ich wette, soe wollten wissen, welche Kirche ich besuche, oder sie wollten einfach nur mit mir beten. .... aber da bemerkte ich die grüne Ampel. Ich winkte also noch einmal lächelnd meinen Brüdern und Schwestern zu und fuhr los.

Mir fiel noch auf, dass ich der einzige Wagen war, der es über die Kreuzung schaffte, bevor es wieder Rot wurde. Ich war ein wenig traurig, dass ich diese Leute nach all der Gottesliebe, die wir miteinander genossen hatten, verlassen musste.

Also wurde ich langsamer, lehnte mich nochmals aus dem Wagen und winkte ihnen ein letztes Mal den sibirischen Glücksgruß zu, während ich davonfuhr!

Lobe den Herren für solch wunderbare Menschen!



vonArno Backhaus

Alles kostenlos

Der kleine Fritz saß am Küchentisch und schrieb, die Zungenspitze zwischen den Zähnen, eifrig in sein Heft.
"Was schreibst du denn so fleißig?" fragte die Mutter vom Küchenherd her.
"Eine Rechnung für dich!" antwortete der Junge, ohne sich stören zu lassen.
"Da bin ich aber neugierig", meinte die Mutter.
"Du wirst es schon sehen, wenn ich fertig bin."
Als er das ganze Blatt vollgeschrieben hatte, zeigte er es der Mutter, die laut zu lesen begann:

Rechnung von Fritz Holzhauser für seine Mutter
3 x Milch geholt -, 15 Euro
2 x Küche geputzt -, 60 Euro
3 x Geschirr abgetrocknet -, 30 Euro
5 x Schuhe geputzt -, 70 Euro
4 x Tisch gedeckt -, 40 Euro
macht zusammen 2,15 Euro

 

Die Mutti musste lächeln, als sie dich sonderbare Rechnung las. Dann nahm sie den Bleistift: "Ich schreibe dir meine Rechnung gegenüber", sagte sie.
"Deine Rechnung?" fragte Fritz erstaunt. "Hast du denn auch was für mich getan?"
"Nun, so ein bisschen was", nickte die Mutter.

Dann schrieb sie:

Rechnung von Frau Holzhauser für ihren Sohn Fritz
8 Jahre für ihn gekocht 0,00 Euro
8 Jahre für ihn gewaschen 0,00 Euro
56 x Hose und Jacke geflickt 0,00 Euro
137 Nächte für ihn gewacht, wenn er krank war 0,00 Euro
29 mal getröstet, wenn er traurig war 0,00 Euro
macht zusammen 0,00 Euro

Aufmerksam las der Junge die Rechnung der Mutter.
"Aber Mutti, warum hast du denn überall 0.00 Euro geschrieben?"
"Weil eine Mutter für ihr Kind alles umsonst tut!", antwortete die Frau. "Aber nun will ich dir die 2,15 Euro geben, die du ja verdient hast."
Da sagte der Junge: "Nein, Mutti, ich will keinen Cent. Denn deine Rechnung müsste doch hundertmal so groß sein wie die meine."

Der Missionar

Diese Geschichte, die sich im heißesten Afrika zuträgt, ist empfindlichen Geschöpfen nicht zu empfehlen, da ein gewisser Grad an makaberen Inhalt nicht gänzlich verleugnet werden kann.
In der Eingangsszene stelle sich der Leser einen Missionar vor, der mit einem Diaprojektor unter dem Arm auf einem Kamel durch die Wüste reitet. Plötzlich - und für ihn gänzlich unerwartet - wird er von einer Horde Löwen überfallen.

Zur Verteidigung der Löwen halte ich es für nötig, kurz innezuhalten und zu betonen, dass diese Horde nicht etwa einer Bösartigkeit folgt, sondern tatsächlich der Hunger sichtbar an ihnen nagt, ein Umstand, der in den heißesten Monaten der Wüste nicht gänzlich ungewöhnlich erscheint.

So überfallen diese Löwen also den Missionar. Dieser rühmt sich aber des Umstandes, dass er konkretes Beten beizeiten gelernt hat und so betet er, dass Gott diesen Löwen ein christliches Herz geben möge.

Und tatsächlich - wie sollte es auch bei Gebet anders zu erwarten sein - wird es sofort erhört. Die Löwen stellen sich im Halbkreis auf, neigen die Köpfe und beten laut: „Komm Herr Jesu, sei Du unser Gast...“

-Autor unbekannt-

Ich träumte, ich hätte ein Interview mit Gott

" Du möchtest also ein Gespräch mit mir?" fragte Gott

"Wenn Du die Zeit hast", sagte ich.

Gott lächelte. "Meine Zeit ist die Ewigkeit" "Welche Fragen würdest Du mir gerne stellen?"

"Was erstaunt Dich am meisten an den Menschen?"
Gott antwortete....
"Dass sie der Kindheit überdrüssig werden. Sich beeilen, erwachsen zu werden, um sich dann danach zu sehnen, wieder Kinder sein zu können."

"Dass sie um Geld zu verdienen ihre Gesundheit auf's Spiel setzen und dann ihr Geld ausgeben, um wieder gesund zu werden."

"Dass sie durch die ängstlichen Blicke in ihre Zukunft das Jetzt vergessen, so dass sie weder in der Gegenwart, noch in der Zukunft leben."

"Dass sie leben, als würden sie niemals sterben, um dann zu sterben, als hätten sie nie gelebt."

Gott nahm meine Hand und wir schwiegen gemeinsam eine Weile Dann wollte ich wissen...

"Was möchtest Du, dass Deine Kinder lernen?"
Gott antwortete mit einem Lächeln:
"Dass man niemanden veranlassen kann, jemanden zu lieben, sondern zulassen darf, geliebt zu werden."

"Dass es nicht förderlich ist, sich mit anderen zu vergleichen."

"Dass eine "reiche" Person nicht jemand ist, der/die das meiste hat, sondern vielleicht das wenigste braucht."

"Dass es nur einige Sekunden braucht, einem Menschen tiefe Wunden zuzufügen, jedoch viele Jahre, diese wieder zu heilen."

"Dass Vergebung durch gelebtes Vergeben geschieht."

"Dass es Menschen gibt, die sie tief und innig lieben, jedoch nicht wissen, wie sie ihre Gefühle ausdrücken können."

"Dass zwei Menschen dasselbe betrachten können und es unterschiedlich sehen."

"Dass es manchmal nicht genug ist, Vergebung zu erhalten, sondern sich selbst zu vergeben."

"Und dass ich hier bin......immer."

Der Autor dieser Geschichte ist mir unbekannt.

Ein Hippie in Amsterdam

Ein Hippie sitzt in Amsterdam auf dem Bürgersteig mit einer Bibel auf dem Schoß.
Dies allein ist schon auffällig. Der geneigte Leser wird sicher noch mehr staunen, wenn er erfährt, dass der Hippie in dieser Bibel mit größter Aufmerksamkeit liest. Ein so richtig ungewöhnliches Bild ergibt sich aber erst dadurch, dass jener Hippie von Zeit zu Zeit lauthals Sachen ausruft wie: „Halleluja“, „Gott ist groß“ und „Preist den Herrn!“

Über diese ungewohnte Szene staunt dann auch ein junger, dynamischer Theologe, der zu eben dieser Zeit zu einem Kongress historisch-kritischer Bibelauslegung in Amsterdam weilt. Natürlich kennt dieser junge Menschenfreund alle sektiererischen Richtungen ekstatischen Christentums und denkt sich, dass er doch diese Gelegenheit beim Schopf packen sollte, der Verwirrung Einhalt zu gebieten.
Und so hockt er sich milde zu jenem Hippie und befragt ihn, was denn Grund seiner freudigen Ausbrüche sei.

„Ja“, sagt der Hippie, „ich lese gerade in der Bibel.“ Da dies für unseren Jung-Bibelprofi gerade kein Grund für solchen Überschwang ist, bemüht er sich redlich, sanft dem tieferen Grund nachzuspüren. Und so erfährt er nach einigen „Halleluja“ und „Gott ist gut“, dass der Hippie gerade über Mose liest: „Gott tut ein Wunder nach dem anderen. Da hat dieser herrliche Gott das Rote Meer geteilt und das ganze israelische Volk konnte sicher hindurch auf der Flucht vor den Ägyptern.“

Nun wäre unser Theologe kein Freund der Menschen, wenn er nicht auch diesem verwirrten Hippie auf den rechten Weg helfen könnte. Denn Wunder kann man natürlich heute erklären. Und so zitiert er Quelle um Quelle wissenschaftlicher Arbeiten und beweist dem Hippie wortgewandt, dass alle Wissenschaft zeigt, dass das Rote Meer damals nicht mehr als eine 7 cm tiefe Pfütze war. Und der Hippie ist tatsächlich heilsam berührt. Kein Halleluja kommt mehr über seinen Mund, mit langem Gesicht dankt er seinem aufklärerischen Wohltäter und starrt leer auf seine Bibel. Unser Theologe dagegen setzt beschwingt seinen Weg fort, wieder eine gute Tat getan, eine Schlacht gewonnen.

Doch diesmal kommt er nicht weit. Kaum langt er an der nächsten Ecke an, da hört er von hinten den Hippie wieder, lauter und überschwänglicher als zuvor klingt sein „Halleluja“ durch die Straße.
Über soviel Unverstand gerät unser Theologe verständlicher Weise in Rage, stürmt zurück und fährt den Hippie an, was denn nun schon wieder Grund seiner Lautäußerungen sei. Wieder dauert es ein paar „Halleluja“, diesmal sogar mehr als beim letzten Mal, bis der Theologe erfährt, dass der Hippie eben weiter gelesen hat. Bis hierhin kann der Theologe folgen, jedoch ergibt es für ihn noch wenig Sinn. Dann aber erfährt er die Einzelheiten, und auch wenn uns seine Reaktion nicht überliefert ist, mag der Leser getrost annehmen, dass es ihn deutlich angeschlagen hat: „Gott hat ein noch viel größeres Wunder getan: Er hat das gesamte ägyptische Kriegsheer in einer 7 cm tiefen Pfütze ertrinken lassen...“

 Autor ist mir unbekannt

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