Ich mache keine Diät, ich ernähre mich gesund

SEHR SCHLECHTE ERNÄHRUNG!

 

Salat aus der Tüte, Gemüsesuppe zum Anrühren, die Komplettmahlzeit in der Aluschale - das Angebot an Fertigprodukten ist riesig. Wo Zeit, Talent oder Lust fehlen, hat die Industrie stets eine Lösung parat, und wer will, kann ihr die Nahrungszubereitung komplett überlassen. In modernen Küchen muss nicht einmal mehr ein Herd stehen, es gibt ja reichlich Auswahl an Gerichten für die Mikrowelle. Zwei Drittel der Lebensmittel sind industriell verarbeitet, Tendenz steigend.

Convenience-Food, so nennt man im Lebensmittelhandel die große und ständig wachsende Gruppe der Fertigprodukte. Convenience heißt übersetzt Annehmlichkeit. Und dieser Name ist Programm, handelt es sich doch um Lebensmittel, bei denen uns die Industrie schon einen Teil der Arbeit abgenommen hat: Je nach Bearbeitungsgrad ersparen sie einem nur die Vorbereitung oder gleich die komplette Zubereitung inklusive Abschmecken.

Grobe Faustregel: Je stärker verarbeitet das Lebensmittel ist, desto mehr Zusatz- und Aromastoffe sind in der Regel darin enthalten. Es gibt Ausnahmen, doch es lohnt sich, diese Regel im Kopf zu behalten. Dann wird man automatisch skeptisch, wenn auf einer Tütensuppe von erntefrischem Gemüse die Rede ist.
Die Bequemlichkeitsfalle

Keine Frage, Convenience spart eine Menge Zeit. Und die Lieblings-Tiefkühlpizza schmeckt immer gleich lecker, egal, ob in Bayern oder an der Nordseeküste. Das hat jedoch seinen Preis: Um Qualität und Geschmack konstant zu halten, setzen die Hersteller fast immer Zusatzstoffe, Aromen und Geschmacksverstärker ein. Je höher der Grad der Verarbeitung, desto mehr. Dass etwa Brokkoli-Tütensuppe nach Brokkoli schmeckt, liegt nicht am Brokkoli selbst. Die Chemie macht es möglich.

Das namengebende Gemüse solcher Suppen ist nämlich meist nur in Spuren enthalten. Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe? Fehlanzeige. Manche Hersteller versuchen, den mangelnden Gesundheitswert durch Vitaminzusätze auszugleichen. Doch was Gemüse so gesund macht, ist das Zusammenspiel unterschiedlichster Stoffe, die in isolierter Form nicht dieselbe Wirkung haben und unter Umständen sogar schädlich sein können.
Am Tropf der Industrie

An jedem Fertigprodukt, das auf den Markt kommt, waren Food-Designer, Chemiker und Technologen beteiligt. Sie sorgen dafür, dass den Geschmacksnerven der Eindruck einer echten Mahlzeit und echter Produkte vermittelt wird. Oft sind sie dabei sogar besser als die Natur. So sind zum Beispiel vielen Kindern Erdbeeren heute schon nicht mehr süß und intensiv genug. Ihnen ist der Geschmack der industriellen Kopie aus Milchshakes oder Joghurts vertraut, das Original kann da nicht mithalten. Solche Geschmackserlebnisse prägen ein Leben lang: Wer größtenteils mit Fertig- statt mit frischen Produkten aufwächst, wird als Erwachsener schwerlich von echtem Obst und Gemüse zu überzeugen sein.

Das Komplettmenü aus der Mikrowelle ist wunderbar praktisch. Kein Schnippeln, kein Putzen. Aber auch: wenig Spielraum für eine individuelle Ernährung. Wer das Kochen allein den Lebensmittelkonzernen überlässt, hat kaum noch Einfluss darauf, wie viel Fett, Salz und Zucker er zu sich nimmt - Stoffe, die in Fertiggerichten meist reichlich vertreten sind. Zudem vergessen viele vor lauter Bequemlichkeit leicht, dass sich vieles auch mit wenigen Handgriffen selber machen lässt. Aus echten Zutaten. Und ganz ohne Geschmacksverstärker.